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Logopädie für
Erwachsene


Jeder Erwachsene kann – wenn er Probleme mit der Sprache, des Sprechens, der Stimme oder des Schluckens hat – vom Arzt ein Rezept für eine logopädische Therapie erhalten. Diese Therapie kann helfen, die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern, das Selbstbewusstsein zu stärken und die Lebensqualität zu erhöhen.

Sprach- und Sprechstörungen bei Erwachsenen können durch verschiedene Ursachen entstehen, beispielsweise durch neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson oder Multiple Sklerose, durch Verletzungen oder Operationen im Kopf- und Halsbereich sowie durch altersbedingte Veränderungen der Stimme. Auch stressbedingte oder berufsbedingte Stimmprobleme sind häufige Gründe für eine logopädische Behandlung.

Die Therapie wird individuell auf die persönlichen Bedürfnisse und Herausforderungen jedes Patienten abgestimmt. Ziel ist es, die sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten zu optimieren, um eine verbesserte Verständigung im Alltag, im Berufsleben und in sozialen Interaktionen zu ermöglichen.

Anders als bei Kindern hat ein Erwachsener jedoch einen Eigenanteil zum Rezept zu bezahlen, sofern keine Zuzahlungsbefreiung besteht. Die logopädische Therapie stellt eine wertvolle Unterstützung dar, um Sprachbarrieren zu überwinden, das eigene Wohlbefinden zu steigern und aktiv am sozialen und beruflichen Leben teilzunehmen.

Stimmstörungen werden unterteilt in organische, funktionelle und psychogene Stimmstörungen.

Eine logopädische Therapie kann helfen, die Stimme gezielt zu trainieren, Fehlspannungen zu lösen und eine gesunde Stimmnutzung im Alltag zu etablieren.
Organische Stimmstörungen

Organische Stimmstörungen entstehen durch strukturelle Veränderungen im Kehlkopf, wie beispielsweise Stimmlippenknötchen, Stimmlippenpolypen oder auch Tumore der Stimmlippen. Diese können die Schwingungsfähigkeit der Stimmlippen beeinträchtigen und führen oft zu Heiserkeit, einer rauen Stimme oder eingeschränkter stimmlicher Belastbarkeit. Ein Beispiel ist ein Berufssprecher, der durch eine jahrelange Überlastung der Stimme unter chronischer Heiserkeit leidet.

Funktionelle Stimmstörungen
Funktionelle Stimmstörungen entstehen durch eine fehlerhafte Nutzung der Stimme, ohne dass eine organische Veränderung vorliegt. Hier unterscheidet man zwischen einer hyperfunktionellen Dysphonie, bei der zu viel Spannung und Druck auf die Stimmlippen ausgeübt wird, und einer hypofunktionellen Dysphonie, bei der die Stimmlippen nicht ausreichend schließen. Ein Beispiel ist eine Lehrkraft, die nach einem langen Unterrichtstag eine angestrengte und raue Stimme hat.
Psychogene Stimmstörungen
Psychogene Stimmstörungen sind häufig durch psychische Belastungen oder Traumata bedingt. Emotionale Faktoren wie Stress, Ängste oder traumatische Erlebnisse können dazu führen, dass die Stimme stark eingeschränkt oder gar nicht mehr nutzbar ist (psychogene Aphonie). Beispielsweise kann jemand nach einem belastenden Erlebnis plötzlich seine Stimme verlieren, obwohl keine organische Ursache vorliegt.

Aphasie

Eine Aphasie tritt häufig nach einer linksseitigen Schädigung des Gehirns auf, etwa durch einen Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine neurodegenerative Erkrankung. Je nach Schweregrad und betroffener Hirnregion können verschiedene Bereiche der Sprache beeinträchtigt sein, darunter:
Die logopädische Therapie richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten und kann helfen, Kommunikationsstrategien zu entwickeln und die Sprachfähigkeiten gezielt zu verbessern.
Wortfindungsstörungen
Schwierigkeiten, das passende Wort zu finden, z. B. „Das Ding da“ anstelle von „Tasse“.
Beeinträchtigtes Sprachverständnis
Probleme beim Verstehen von gesprochenen oder geschriebenen Texten, etwa wenn eine komplexe Anweisung nicht erfasst wird.
Störungen des Satzbaus
Schwierigkeiten, grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden, z. B. „Ich gehen Park“ statt „Ich gehe in den Park“.
Beeinträchtigte Artikulation
Verwaschene oder schwer verständliche Aussprache.
Lesen und Schreiben
Betroffene haben oft Probleme, Texte zu erfassen oder selbst zu formulieren.

Dysarthrie

Dysarthrie ist eine neurologisch bedingte Sprechstörung, die häufig nach einem Schlaganfall, bei Morbus Parkinson, Multipler Sklerose oder ALS auftritt. Sie betrifft verschiedene Aspekte der Sprache:
Die logopädische Therapie kann durch Atemübungen, Artikulationstraining und Stimmübungen die Verständlichkeit verbessern und die Kommunikationsfähigkeit fördern.
Stimmqualität
Die Stimme kann heiser, monoton oder sehr leise sein, etwa wenn ein Parkinson-Patient sehr leise und eintönig spricht.
Sprechatmung
Eine unkoordinierte Atmung führt zu einer reduzierten Lautstärke oder unregelmäßigen Pausen.
Sprechmelodie
Der natürliche Sprachrhythmus kann gestört sein.
Artikulation
Die Aussprache kann verwaschen, undeutlich oder verlangsam sein.

Sprechapraxie

Bei einer Sprechapraxie ist die Planung und Koordination von Sprachbewegungen gestört. Obwohl die betroffenen Personen wissen, was sie sagen möchten, gelingt die Umsetzung nicht präzise. Symptome sind:
Eine Sprechapraxie tritt häufig gemeinsam mit einer Aphasie auf. Logopädische Übungen helfen, die Bewegungsplanung zu optimieren und die Sprechgenauigkeit zu verbessern.
Suchbewegungen
Suchbewegungen der Lippen und Zunge während des Sprechens.
Verwechslungen
Verwechslungen von Lauten oder Silben innerhalb eines Wortes, z. B. „Tisch“ statt „Stich“.
Schwierigkeiten
Schwierigkeiten mit der Lautanordnung, insbesondere bei langen oder komplexen Wörtern.

Weitere Themen

Die logopädische Therapie bietet Erwachsenen vielfältige Möglichkeiten, Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckprobleme gezielt zu verbessern, um eine optimale Kommunikation im Alltag und Beruf zu gewährleisten.
Stottern im Erwachsenenalter
Obwohl Stottern oft im Kindesalter behandelt wird, betrifft es auch etwa 1 % der erwachsenen Bevölkerung. Viele Betroffene haben bereits Therapien durchlaufen, erleben aber immer wieder Phasen, in denen das Stottern verstärkt auftritt. Durch gezieltes Sprechtraining, Atemtechniken und den Einsatz von Sprechtechniken kann eine Verbesserung erzielt werden. Beispielsweise können Sprechtechniken wie das weiche Einsetzen der Stimme oder das bewusste Verlangsamen der Sprechgeschwindigkeit helfen.
Artikulationsstörungen im Erwachsenenalter
Die falsche Bildung von Sprechlauten kann auch im Erwachsenenalter noch behandelt werden. Häufig betrifft dies Laute wie das "s" (Lispeln) oder das "r" (Rhotazismus). Diese Schwierigkeiten können durch gezielte Artikulationsübungen korrigiert werden, sodass eine deutliche und präzise Aussprache erreicht wird. Ein Beispiel ist ein Erwachsener, der aufgrund eines früheren Artikulationsfehlers unsicher im Berufsgespräch auftritt und durch gezieltes Training seine Aussprache verbessern kann.